Data Adaptation« als Methode für digitale, geisteswissenschaftliche Forschung

Martin Fechner, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

Hier wird eine neue Methode präsentiert, die »Data Adaptation«, die der Autor im Rahmen seiner Dissertation »Kommunikation von Wissenschaft in der Neuzeit entwickelt hat. Die
»Data Adaptation« kombiniert die hermeneutische Herangehensweise mit den Methoden der Digital Humanities.
Die Digital Humanities unterstützen die Forschung durch Digitalisierung, Entwicklung neuer Software, Datenanalyse oder Visualisierung. Heute stehen die Geisteswissenschaften vor der Frage,wie sie diese Techniken nutzen können ohne gleichzeitig die eigenen Forschungsfragen aus dem Auge zu verlieren. Unter dem Stichwort »BigData« werden in letzter Zeit Möglichkeiten gesucht, große Datenmengen für die Forschung nutzbar und wiederverwendbar zu machen. Doch nicht alle Daten eignen sich für jede Forschung. Für eine sinnvolle Auswertung müssen die Perspektive der Daten und der Forschungsfrage übereinstimmen. Aus Sicht eines Entwicklers ist es sinnvoll, nach Einsatzmöglichkeiten seiner Werkzeuge zu fragen. Doch ein Wissenschaftler sollte seine Forschung nicht an die Werkzeuge und Daten anpassen, sondern diese an seine Forschung. Der hier präsentierte Ansatz zeigt einen Weg, wie in sechs Schritten systematisch Forschungsdaten aus den Quellen erzeugt werden können. Die »angepassten Daten« sind konsistent mit der Forschungsfrage und machen durch ihre Heterogenität und Wiederverwendbarkeit verschiedene Analysen möglich.
»Data Adaptation« ist eine Methode für Forscher der Digital Humanities, um hermeneutische Forschung und Datenanalyse zusammenzubringen. Sie zeigt, wie durch ein mehrstufiges Verfahren Daten an die Forschung angepasst werden können und sich Ergebnisse gewinnen lassen.

»ediarum« – Eine digitale Arbeitsumgebung für Editionsvorhaben

»ediarum« ist eine Lösung aus mehreren Softwarekomponenten, die es Wissenschaftlern erlaubt, Manuskripte in TEI-konformem XML zu transkribieren, zu bearbeiten und als Web- und Druckpublikation zu veröffentlichen; ediarum muss dabei stets für das individuelle Projekt angepasst werden.
Die digitale Arbeitsumgebung nutzt die Funktionen der Software »OxygenXMLAuthor« und die XML-Datenbank »exist-db« als zentrales Repositorium für die TEI-Dokumente. Die Bearbeiter arbeiten in einer benutzerfreundlichen »Autorenansicht« und können über eine eigene Werkzeugleiste Auszeichnungen vornehmen; so kann der gesamte Text einfachmit TEI-konformen XML ausgezeichnet werden. Alle Projektmitarbeiter können auf den selben Datenbestand der online zugänglichen Datenbank zugreifen und zusammenarbeiten. Auch können zentrale Register angelegt und gepflegt werden; dann können Textstellen in den TEI-Dokumenten bequem mit den Registern verknüpft werden. Über die aus den Daten erzeugte Website kann von den Wissenschaftlern der aktuelle Datenbestand leicht durchblättert bzw. durchsucht werden. Mit Hilfe von »ConTeXt« wird automatisch eine Druckvorschau erstellt. Etwa können Text-und Sachapparat als Fußnoten dargestellt werden, die mit Hilfe von Zeilennummerierung und Lemmata auf den Text verweisen; bei Bedarf werden auch ein passendes Register erstellt und Querverweise zwischen Texten aufgelöst.
Die Arbeitsumgebung wurde 2012 vom TELOTA-Projekt der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in einem Pilotprojekt für das Akademienvorhaben »Friedrich Schleiermacher in Berlin 1808-1834. Briefe, Vorlesungen, Tageskalender« entwickelt und wird seit dem in mehreren Projekten eingesetzt und von Wissenschaftlern der BBAW bei ihrer täglichen Arbeitbenutzt. Auch werden Konzept und selbsterstellte Programmteile der DH-Community zur freien Verfügung bereitgestellt.