Analyse von 'sprich' unter Verwendung der DGD und FOLK

https://youtu.be/eBqfSt90ti0

In diesem Screencast wird anhand der Datenbank für Gesprochenes Deutsch (DGD) gezeigt, wie Gesprächslinguistische Phänomene datenbankgestützt aufgezeigt und analysiert werden können. Hierfür wird das Forschungs- und Lehrkorpus gesprochenes Deutsch (FOLK) genutzt. Das untersuchte Wort ist sprich in seiner Verwendungsweise als Reformulierungsindikator, in dem es eine ähnliche Funktion wie das heißt hat und von seiner ursprünglichen imperativen Form entfremdet ist.  

Bei welchen Fragestellungen ist eine solche datenbankgestützte Analyse hilfreich? 

  • Finden sich Kookkurrenzen mit anderen Reformulierungsindikatoren wie also oder das heißt?
  • In welchen Interaktionstypen findet sich sprich häufiger und lassen entsprechende Tendenzen weitere Schlussfolgerungen bezüglich der Funktionalität zu? 
  • Welche grammatischen, semantischen und funktionalen Elemente werden durch sprich miteinander verknüpft und in welchem Verhältnis stehen diese? 

Wie sieht die Vorgehensweise aus, um diesen Fragestellungen nachzugehen?

Über den Reiter Recherche - Tokens auf der Seite der DGD gelangt man in die Zielsuchmaske. Hier ist FOLK bereits als Standardeinstellung ausgewählt, es lassen sich aber auch andere Korpora auswählen. In das Suchfeld Normalisiert wird der Begriff sprich eingegeben, um ausschließlich diese Wortform zu finden. Es gibt auch die Möglichkeit nach dem Lemma sprechen oder einer Transkriptversion des Wortes sprich zu Suchen, was für die vorliegende Fragestellung jedoch zu viele, beziehungweise zu wenige Ergebnisse liefern würde. Die Ergebnisse werden nun als KeyWord In Context, kurz KWIC, angezeigt. Zu Beginn finden wir 58 Treffer, von denen jedoch noch False Positives wie sprich in seiner Imperativform abgewählt werden müssen. Um zu sehen, bei welchen Treffern es sich möglicherweise um False Positives handelt, können die Formen angehört, beziehungsweise die Transkriptionen angesehen werden. Sind alle False Positives abgewählt, bleiben 45 Treffer von sprich in der gesuchten Form als Diskursmarker.

Um zu sehen ob/wie oft sprich mit also auftritt ist es hilfreich, die Kookkurenzen alphabetisch zu sortieren. Auf diesem Wege ist leicht einsehbar, dass es 9 solcher Fälle gibt, in denen also direkt vor sprich vorkommt. Über die Kontextsuche unter dem Reiter TOKEN lässt sich auch gezielt nach einzelnen Kookkurrenzen suchen, was im Video aus Zeitgründen nicht weiter ausgeführt wird. Um eine detailliertere Analyse, beispielsweise über Interaktionstyp bezogene, regionale oder geschlechtsspezifische Variation, durchführen zu können, können Metadaten wie Art, Aufenthaltsort oder Geschlecht neben den KWsIC angezeigt werden. Hierbei ist jedoch zu bedenken, dass bei geringer Trefferzahl keine Aussagen über die Signifikanz der Ergebnisse gemacht werden können. 

Sollen weitere Informationen über die einzelnen Gesprächsereignisse der Sprecher angezeigt werden, kann dies über den Reiter Sprecherliste angezeigt werden. Das sich öffnende Fenster enthält Angaben bezüglich Gesprächsinhalt, Ort, Bedingungen, Themen, Geschlecht, Alter, Beruf, etc. 

Die Ergebnisse lassen sich herunterladen und beispielsweise als Excel Datei exportieren. Die einzelnen Felder der so entstandenen Datei können nach den jeweilig gesuchten Themen oder Kategorien kodiert werden. 

Zusammenfassend lässt sich über die Ergebnisse der datenbankgestützen Analyse also sagen:

  • Das inferierende also scheint ein Kookkurrenzpartner zu sein, dessen Funktion sich teilweise mit der von sprich überschneidet. Sprich ist jedoch durch den Diskursmarker das heißt ersetzbar, welcher widerum nicht in Kookkurrenz mit sprich steht.
  • Sprich kommt zwar in unterschiedlichen Gesprächstypen vor, die Belege in institutionellen und öffentlichen Kontexten überwiegen aber gegenüber Alltagsgesprächen. Viele Belege stehen innerhalb längerer, elaborierender, instruktiver oder argumentativer Redebeiträge.

Eine genauere qualitative Analyse der Belege ergab, dass sprich als konnektiver Reformulierungsindikator fungiert; etwas vorher gesagtes wird paraphrasiert, präzisiert, konkretisiert, Inferenzen unterschiedlicher Art werden expliziert. Sprich ist dabei nicht an eine bestimmte topologische Position gebunden, sondern kann flexibel vor und nach unterschidlichen Satzgliedern im Mittelfeld oder Vor-Vorfeld stehen und dabei unterschiedliche syntaktisch-semantische Einheiten verknüpfen.

Geschrieben von : Sarah Schneider

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