(fast alles) was Sie schon immer über deutsche Grammatik wissen wollten und einfach nachschlagen können …

(fast alles) was Sie schon immer über deutsche Grammatik wissen wollten und einfach nachschlagen können …

 

Seit fast 20 Jahren betreibt das Institut für Deutsche Sprache (IDS) das grammatische Informationssystem grammis (https://grammis.ids-mannheim.de). Grammis vermittelt den hochkomplexen Gegenstandsbereich Grammatik unter Ausnutzung digitaler Sprachressourcen und hypertextueller Navigationsstrukturen gleichermaßen wissenschaftlich fundiert und anschaulich. Forschungsergebnisse werden nicht in Form singulärer Einzelpublikationen transportiert, sondern es wird das gesamte Potenzial multimedialer Medien genutzt. Grammis hebt dadurch Beschränkungen der bisherigen Realisierungsformen von Open Access auf und adressiert variable – insbesondere mobile – Nutzungssituationen. Grammis versammelt multimedial aufbereitetes grammatisches Wissen auf über 3000 Webseiten, ergänzt um linguistisch motivierte Datenbanken, Wörterbücher und Bibliografien. Mit mehr als 100.000 Seitenaufrufen pro Monat zählt es zu den meistgenutzten Online-Ressourcen des IDS.

Terminologische Ressourcen

Ein wichtiger Bestandteil von grammis ist das Modul Wissenschaftliche Terminologie. Dieses ist das Ergebnis einer umfassenden methodisch-infrastrukturellen Überarbeitung bereits vorhandener Terminologie-Ressourcen am IDS und befindet sich gegenwärtig in einem inhaltlichen Überarbeitungsprozess. Das Modul Wissenschaftliche Terminologie ist nicht zuletzt deshalb von großer Wichtigkeit für das Gesamtsystem, da Nutzerinnen und Nutzer nahezu unweigerlich mit diesem in Berührung kommen.

Wörterbuchtexte

Den offensichtlichsten Berührungspunkt stellen hierbei wörterbucheintragsähnliche Kurztexte dar, in denen Fachbegriffe deutscher Grammatik erläutert werden. Zurzeit umfasst die Wissenschaftliche Terminologie 420 Lemmata und die dazugehörigen Erklärungstexte. Der Zugang erfolgt entweder direkt per Verlinkung aus anderen Texten in grammis oder über eine klassische alphabetische Liste, wie sie auch in einem Printwörterbuch zur linguistischen Terminologie zu finden ist.

Die an der grammis-Benutzeroberfläche sichtbaren Kurztexte sind jedoch nur ein Teil eines größeren, weitaus komplexeren Systems.

Begriffssystem

Unter der Benutzeroberfläche sind die terminologischen Ressourcen von grammis als Begriffssystem modelliert. Begriffe, verstanden als abstrahierte Denkeinheiten, werden in diesem System durch Relationen miteinander verbunden. Bei den Relationen handelt es sich um hierarchische Abstraktionsbeziehungen (Hyperonymie/ Hyponomie), hierarchische Teil-Ganzes-Beziehungen (Holonymie/ Meronymie) sowie assoziative Relationen. Auf diese Weise vernetzt, spannen die im System erfassten Begriffe deutscher Grammatik eine netzwerkartige Struktur auf, wie durch die Abbildung zum Begriffssystem illustriert wird.

Begriffssystem in grammis
Begriffssystem

Über diese Relationen hinaus werden jedem Begriff verschiedene Termini zugewiesen. Dabei handelt es sich zum einen um Synonyme, zum anderen um fremdsprachliche Entsprechungen der deutschen Termini. Unter den zugewiesenen Termini wird eine sogenannte Vorzugsbenennung ausgewählt, die dann den Begriff in der oben beschriebenen Lemmaliste repräsentiert. Außerdem kann einem Konzept ein so genannter Theoriestempel zugewiesen werden, um Ambiguitäten aufzulösen, die entstehen können, wenn unterschiedliche Begriffe dieselbe Vorzugsbenennung aufweisen. Dieses Szenario tritt vor allem dann ein, wenn verschiedene linguistische Theorien oder Traditionen ein und denselben Terminus für unterschiedliche Konzepte verwenden. Nicht zuletzt kann jedem Begriff ein Text zugewiesen werden. Dabei handelt es sich um die oben beschriebenen Kurztexte, auf die BenutzerInnen mithilfe der alphabetischen Liste in grammis Zugriff haben. Zum jetzigen Zeitpunkt umfasst das Begriffssystem insgesamt 1.382 Begriffe, von denen 420 ein Text zugewiesen ist. Auf die Begriffe verteilen sich 4.462 Termini, bei 2.618 von diesen handelt es sich um deutsche Termini.

Bei der momentanen Überarbeitung des Begriffssystems (und der assoziierten Kurztexte) kommt ein hausintern entwickeltes Visualisierungstool zum Einsatz, das es ermöglicht, die Relationen eines Begriffes über mehrere Hierarchieebenen als Graph darzustellen und den Autoren so einen visuellen Zugang zu den terminologischen Ressourcen verschafft.

grammis Visualisierungstool
Screenshot des bei der Überarbeitung eingesetzten Visualisierungstools

Schlussbemerkungen und weitere Überlegungen

Im Kern fungiert die Wissenschaftliche Terminologie als Wissensorganisationssystem für das Gesamtsystem grammis. Sie dient Benutzerinnen und Benutzern als Nachschlageressource und verbessert die Auffindbarkeit von Inhalten, indem Begriffsrelationen und Synonyme die Volltextsuche unterstützen. Implementiert ist die Wissenschaftliche Terminologie in einer relationalen Datenbank, jedoch zeigt ein Testlauf, dass unsere Daten problemlos in RDF-Triple überführt werden können. Wenn die Überarbeitung abgeschlossen ist, eröffnen sich damit für die Wissenschaftliche Terminologie Anwendungen, die über die Funktionen als Wissensorganisationssystem von grammis hinausgehen und denen anderer onomasiologisch strukturierter semi-formaler Ressourcen wie beispielweise WordNet ähneln.

Weiterführende Links

Written by : Christian Lang

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